KATASTROPHENSCHUTZ-ÜBUNG IN WESTER-OHRSTEDT
Nordfrieslands Feuerwehrbereitschaft wappnet sich für den Ernstfall
Wester-Ohrstedt | Groß, größer, am Größten: Für die Übung der nordfriesischen Feuerwehrbereitschaft traf das am Sonnabend in Wester-Ohrstedt mit Sicherheit zu. Nahmen in den Vorjahren immerhin schon jeweils rund 100 Einsatzkräfte an der jährlichen Katastrophenschutz-Übung teil, so wurde diese Anzahl nun erstmals glatt verdoppelt.
Der Hintergrund: Nicht nur Einsatzkräfte aus den elf Standorten Viöl, Wester-Ohrstedt, Niebüll-Deezbüll, Emmelsbüll-Horsbüll, Breklum, Bredstedt, Wittbek, Garding, Mildstedt, Risum und Hattstedt-Wobbenbüll fuhren kräftig auf.
Zwei Feuerwehr-Seelsorger dabei
Hinzu kamen diesmal noch die Sanitätseinheiten des Kreises Nordfriesland aus den Standorten Niebüll und Garding sowie der Löschzug Gefahrgut (LZG) mit vielköpfigem Personal aus den Standorten Tönning, Husum, Leck, Bredstedt, Braderup und Sylt. Auch mehrere Soldaten der Bundeswehr nahmen teil – und die Feuerwehr-Seelsorger Diakon Carsten Brinkmann und Pastor Jens Augustin.
Hochrangige Beobachter auf dem riesigen Übungsgelände in der Bundeswehr-Liegenschaft „Ohlingslust“ waren während der mehrstündigen Großübung unter anderem Landrat Florian Lorenzen, Kreiswehrführer Christian Albertsen, Henning Fischer von der Regionalleitstelle Nord in Harrislee und Daniel Gerber vom Katastrophenschutz des Kreises. Vor Ort bestand eine eigene Technische Einsatzleitung (TEL) in Form einer mobilen Leitstelle, in der Peter Kreutzfeld den ständigen Funkkontakt zu den Einsatzkräften hielt. Die Gesamtleitung hatte Christoph Löbig, der Unterstützung durch seinen Vize Michael Schultz und mehrere Führungskräfte erhielt.
Drei Züge, elf Standorte, 18 Fahrzeuge
Die Feuerwehrbereitschaft ist eine kreisweit aufgestellte und zusätzlich zum kommunalen Brandschutz vorgehaltene Einheit des nordfriesischen Katastrophenschutzes. Sie besteht aus drei Zügen mit elf Standorten, entsprechenden Führungs-Komponenten, einem Verpflegungstrupp, Feldküche und 18 Fahrzeugen. Die Feuerwehrbereitschaft war etwa im Herbst 2017 in Tönning im Einsatz, um die überflutete Innenstadt leer zu pumpen oder bei den Elbehochwassern 2002 und 2013 in anderen Bundesländern. Der LZG wiederum ist eine kreisweit aufgestellte Einheit des Kreisfeuerwehrverbandes. Ihre Kräfte sind speziell für den Umgang mit Gefahrstoffen geschult und ausgestattet. Zu bewältigen war bei dem Großalarm auf dem Gelände der Liegenschaft des „Material-Depot 71“ folgende Lage: Bei Arbeiten in Halle 4 ist unbekannter Giftstoff ausgetreten, die Halle steht komplett in Flammen. Im Gebäude befinden sich Mitarbeiter, die Löschwasser-Versorgung ist nicht gewährleistet, parallel kommt es zu einem schweren Verkehrsunfall mit Verletzten und auch in Halle 3 brennt es, sind Mitarbeiter gefährdet.
Während Einheiten aus Garding, Mildstedt und Bredstedt Rettungsschere und Spreizer an Unfallwagen ansetzen, hat das LZG-Team in Halle 4 alle Hände voll zu tun: Ein Gabelstaplerfahrer hat ein 1000-Liter-Kunststofffaß beschädigt – 100 Liter ätzender Flüssigkeit sind ausgelaufen. LZG-Mitarbeiter gehen in blauen Chemikalien-Anzügen in die Halle und dichten das Leck ab. Zum Glück handelt es sich um die gut zu handhabende Flüssigkeit Methylamin, so dass keine Gefahr für Leib und Leben besteht“, berichtet der Leiter des Tönninger Gefahrgutzuges, Dr. Stefan Klützke. Die Einsatzkräfte werden vor Ort dekontaminiert. Zur Behandlung der Verletzten haben DRK-Einheiten, die mit vielen Rettungs- und Krankentransportwagen angerückt sind, ein Zelt aufgebaut. Vor dem Abschluss-Essen dankte der Landrat und Katastrophenabwehr-Leiter Florian Lorenzen allen Beteiligten: „Das Mindeste, was wir tun können, ist, Euch mit guten Einsatzmaterialien auszustatten. Einige Fahrzeuge sind gerade erneuert, weitere folgen.“ Christoph Löbig verabschiedete Peter Kreutzfeld in die Ehrenabteilung der Feuerwehr Bredstedt, überreichte Küchenchefin Ute Nommsen Blumen und Kreiswehrführer Christian Albertsen ein Erinnerungswappen der Feuerwehrbereitschaft für die jahrelange Unterstützung. Albertsen gab den Dank zurück: „Vielen Dank für die Arbeit in der Feuerwehrbereitschaft, ich konnte mich stets auf Euch verlassen – egal wohin ich Euch in den Einsatz geschickt habe.“ Begleitet von langem Beifall verabschiedete sich der Kreiswehrführer von der letzten Großübung in seiner 18-jährigen Amtszeit: „Macht’s gut – ich melde mich ab!“
–Quelle: https://www.shz.de/26139167 ©2019
Ein Video zur Übung finden Sie hier